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Fliegenpilz

Drug Infopool Letztes Update:
09. April 2024
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Lateinischer Name: Amanita Muscaria
Chemischer Wirkstoff: Muscimol, Muscazon, Iobotensäure
Gruppe: psychoaktive Pilze
Gesetz: legal; wenn als Rauschmittel genutzt: nicht legal


Der Fliegenpilz fällt als
heimischer Waldpilz durch seinen roten Hut mit punktförmigen weißen Resten der Eihülle auf. Der zu 25 cm große Pilz befindet sich zwischen Juli und November meist in der Nähe von Birken und Fichten, oft aber auch allein wachsend. Der Fliegenpilz (Amanita Muscaria) enthält Muscimol, Muscazon (α-Aminocarbonsäure) und Iobotensäure und kann daher in seinen Wirkstoffen nicht zu den anderen psychoaktiven Pilzen (vgl. Rauschmittel: Psychoaktive Pilze) gezählt werden.


Aufnahme/Wirkungsdauer

Die Pilze werden roh gegessen oder als Sud gepresst. Es besteht auch die Möglichkeit, die Pilze in Alkohol eingelegt oder in Öl gebraten zu verzehren. Auch das Mischen getrockneter Pilze mit Tabak oder Cannabis wird oft praktiziert, um die Wirkung besser steuern zu können. Ein Fliegenpilztrip dauert ungefähr fünf bis sechs Stunden und bricht danach meistens abrupt ab, wohingegen ein LSD-Trip (vgl. Rauschmittel: LSD) erst nach acht Stunden oder mehr abzuklingen beginnt.


Rausch

Der Rausch tritt meist nach einer bis anderthalb Stunden mit erhöhten Sinneswahrnehmungen ein und erreicht nach zwei bis drei Stunden seinen Höhepunkt. Verwirrung, Schwindel und fehlendes Zeitgefühl begleiten die verstärkten audiovisuellen Sinnesreize. Der Konsument wird meist sehr müde und fällt in eine Art Dösezustand, der sich bei höheren Dosierungen mit Schlaf, Erregung und verstärkt körperlichen Ausdrucksgefühl des Erlebten abwechselt. Nach dem Abklingen der Hauptwirkung fällt es dem Konsumenten schwer, sich an das Erlebte zu erinnern (vorrangig bei höheren Dosen). Diese Art Amnesie ist aber nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen pflanzlichen Drogen wie beispielsweise dem Stechapfel oder Engelstrompete.


Körperliche Wirkungen / Risiken während des Rausches

Bei einer zu hohen Dosierung kann sich der Rausch in ein Delirium steigern, dass körperlich schädigt und zwei bis drei Tage anhalten kann. Nach der oralen Einnahme des Pilzes kommt es beim Konsumenten fast immer zum Erbrechen. Dies tritt abrupt auf und ist nicht zu beherrschen. Muskellähmungen und eine starke Unsicherheit in der Motorik sind weiterhin zu beobachten.


Langzeitfolgen

Körperliche Schäden durch den Gebrauch von Fliegenpilzen sind bisher noch nicht bekannt. Bei Dauerkonsum wird man psychisch ausgelaugt und es entwickelt sich, wie bei fast allen Drogen, eine Toleranz gegenüber dem Wirkstoff. Das heißt, der Pilz wirkt nicht mehr in den Dosen, in den man ihn sonst eingenommen hat.


Safer Use

Eine Überdosierung ist bei Pilzen immer zu befürchten, da der Wirkstoffgehalt unter den einzelnen Pilzen stark schwankt und vom Fundort und Erntezeitpunkt abhängt. Bei der oralen Anwendung von Fliegenpilz ist Vorsicht geboten. Die tödliche Dosis soll um 100 Gramm Frischpilz liegen. Todesfälle sind bis jetzt nicht aufgetreten oder bekannt. Empfohlen wird daher erst ein Viertel des Pilzes einzunehmen und erst nach zwei Stunden eine höhere Dosis. Bereits bei einem Verdacht der Überdosierung sollte der Giftnotruf gewählt werden, sodass Notarzt/Klinik rasch die weitere Giftaufnahme im Magen verhindern können.


Speisepilz

Wer Fliegenpilze als normalen Speisepilz benutzen möchte, entfernt die rote Huthaut (höchste Giftkonzentration) und legt ihn für einige Stunden in klares Wasser. Die psychoaktiven Stoffe lösen sich weitestgehend im Wasser, der Pilz ist damit nahezu frei von Giftstoffen und steht für die Zubereitung zur Verfügung. So gilt der Fliegenpilz beispielsweise in einigen Regionen Japans als traditionelle Spezialität, wird nach dem Auslösen der Giftstoffe getrocknet und mehrere Wochen in eine Salzlake gelegt.


Gesetz

Wer psychoaktive Pilze trocknet, erwirbt, anbaut oder sonstwie als Rauschmittel verarbeitet, handelt gesetzeswidrig und macht sich strafbar.

Quellen / externe Links
  1. Amanita muscaria: Ecology, Chemistry, Myths by Quentin Carboué and Michel Lopez
  2. Nabu: Fliegenpilz des Jahres 2022
  3. Fallbericht: Paranoid-halluzinatorische Psychose bei Intoxikation mit rotem Fliegenpilz
  4. Science Direct zum Thema Amanita muscaria
  5. Fallreport Fliegenpilzvergiftung Polen (Gift-Informationszentrum Krakow)
Foto: pixabay