Kokain

Drug Infopool Letztes Update:
01. Februar 2017
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Chemische Bezeichnung: Methyl (3beta (benzoyloxy) tropan 2beta carboxylat
Gesetz:
nicht legal (BtmG)
Szenenamen:
Base, C, Cocktail, Baseball, Coke, Crack, Free Base, Koka, Koks, Lady, Line, Puder, Rocks, Roxane, Schnee, Snow, Speedball…

Kokain wird aus den Blättern des Koka-Strauches (Südamerika) gewonnen. Die Droge ist ein halbsynthetisches Tropanalkaloid, welches in reiner Form fein kristallin und farblos ist sowie bitter schmeckt. Handelsüblich erscheint Kokain weiß bis gelblich. Weißes Kokain wurde unter Sonnenlicht, gelbliches unter starken Lampen getrocknet. Reines Kokain zerschmilzt durch die Körperwärme zu einer leicht öligen Substanz, wenn man es zwischen den Fingerspitzen zerreibt.

Eine weitere Form des Kokains ist Crack (vgl. Rauschmittel: Crack), welches durch Erhitzen von Kokainsalz mit Natriumhydrogencarbonat (Natron) hergestellt wird.

Aufnahme/Wirkungsdauer

Kokain wird meist geschnupft (sniefen) und dadurch über die Schleimhäute der Nase aufgenommen. Auch das Auftragen auf andere Schleimhäute (Zahnfleisch, Vagina, Penisspitze) ist gebräuchlich. Selten wird Kokain gespritzt oder geschluckt. Bei intravenösen Gebrauch tritt die Wirkung sofort ein und dauert ca. 10 bis 60 Minuten, beim Schnupfen ist die Wirkdauer länger anhaltend.

Rausch

Kokain hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin in die Nervenzellen im Gehirn. Dadurch erhöht sich die Menge dieses Botenstoffes in den Synapsen. Kokain wirkt entängstigend und erhöht die Kontaktfähigkeit. Denkabläufe verlaufen schneller und eine Hebung der Sexualität, des Selbstwertgefühls und der Stimmung ist zu beobachten. Akustische und optische (seltener) Sinnestäuschungen treten auf. Das Hungergefühl ist gedämpft. Bei akuter Drogen-Wirkung kann es zu Verfolgungswahn und deutlichen Angstzuständen kommen.

Nach der Wirkung ist man niedergeschlagen, depressiv und bei entsprechend vorbelasteten Personen ist die Verstärkung von Selbstmordgedanken zu beobachten.

Abbau

Kokain wird fast vollständig in der Leber abgebaut, ein Teil der Droge wird über die Niere ausgeschieden. Zirka ein bis vier Prozent der Droge werden unverändert im Urin ausgeschieden.

Nachweiszeit

Kokain wird in fast allen Standard Schnelltests überprüft und ist zirka zwei bis vier Tage nach der letzten Einnahme nachweisbar. Mittels Haaranalysen kann Kokain noch bis zu 90 Tage nach der letzten Einnahme nachgewiesen werden.

Körperliche Wirkungen / Risiken während des Rausches

Kokain hat neben den Rauschwirkungen auch unerwünschte Begleiterscheinungen wie Angstzustände, die bis in Psychosen auswachsen können. Der Körper reagiert unter anderem mit Herzrasen, Erweiterung der Pupillen, Blässe und teilweise auch Krampfanfällen. Koordinationsstörungen, Blutdruckerhöhung, ein Anstieg der Körpertemperatur, Störungen der Herzfunktion bis hin zu Herzversagen, Hirnödeme, Schlaganfälle mit halbseitigen Lähmungen sind ebenso nicht auszuschließen, jedoch zumeist Folgen erhöhten Konsums oder Überdosierung.

Langzeitfolgen

Beim Sniefen können nach längerem Gebrauch Löcher in der Nasenschleimhaut entstehen. Abmagerung, Verzweiflung, Psychosen, Appetitlosigkeit sind weitere Komplikationen. Die Leber wird erheblich geschädigt, Herz- sowie Hirninfarkte und Krampfanfälle sind nicht selten. Auch bei sporadischen Gebrauch sind tödliche Komplikationen nicht auszuschließen.

Bei Kokain kommt es zu keinen körperlichen Entzugserscheinungen, dafür ist die psychische Abhängigkeit umso höher: Antriebsschwäche, Depressionen verschwinden und der Konsument fühlt sich erst besser, wenn er wieder einen Kokainrausch hat. Zusätzlich verändert sich die Psyche des Dauer-Konsumenten: sein Verhalten ist von Aggressivität und maßloser Selbstüberschätzung geprägt und die Ausbildung von sogenannten Tics (unwillkürliches Muskelzucken) ist wahrscheinlich. Zudem ist die Toleranzbildung des Körpers gegenüber der Droge sehr hoch, sodass immer höhere Mengen Kokain für einen Rausch nötig sind.

Interessante Fakten zur Geschichte von Kokain

Die Kokain liefernde Pflanze des Koka Strauches wurde nachweislich schon vor mehr als 4.000 Jahren bei Indianern in den südamerikanischen Anden als Heilmittel und für Stammesrituale benutzt.

Während des Mittelalters erreichte die Pfanze dann auch das europäische Festland und ihr Wirkstoff Kokain wurde in den Jahren um 1860 bis 1885 chemisch unter anderem durch Albert Niemann isoliert. Durch die Verherrlichung des Stoffes in einem Aufsatz Sigmund Freuds (Freud sah unter anderem die Möglichkeit, Opiumsüchtige mit Kokain zu therapieren) im Jahre 1884 wurde die Droge weiter bekannt und der Boom des Zaubermittels begann.

Die Droge wurde bald darauf als Narkotikum in der Medizin eingesetzt und eroberte alsbald auch die Normalbürger. Fast alles wurde mit dem Zaubermittel versetzt: Zigaretten, Elixiere, Stärkungsmittel, Koka-Liköre, Weine und bekanntermaßen das als Kopfschmerzmittel verwandte Getränk Coca Cola – das einen Kokaingehalt von ungefähr 0,0025 Prozent aufweisen konnte – mit seinen zahlreichen Konkurrenten Koca Nola, Nerv Ola oder Wise Ola.

Ein weiteres Einsatzgebiet war der medizinische Sektor. Kokain hielt als Schmerzmittel gegen Kopf- und Zahnschmerzen her und wurde weiterhin gegen Nasenschleimhautentzündungen und Asthma eingesetzt.

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Verpackung für kokainhaltige Tabletten gegen Zahnschmerzen von 1885.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter anderem durch die Connecticut State Medical Society die extreme Suchtgefahr und körperliche Schädigung des Stoffes bekannt. 1914 wurde mit dem Harrsion-Gesetz der Verkauf und die Verteilung von Kokain und anderen Drogen in den USA letztendlich unter die Aufsicht des Staates gestellt. Grund hierfür waren allerdings keine medizinischen Bedenken, sondern rassistische Hintergründe: Man fürchtete sich vor von Kokain besessenen Schwarzen. Großbritannien und andere Länder folgen dem im Jahre 1916. Allerdings aus medizinischer Sicht.

In den zwanziger Jahren erlebte Deutschland sein Kokainhoch und das Rauschmittel wurde kurz darauf (um das Jahr 1930) dem neuen Betäubungsmittelsgesetz unterstellt und somit verboten.

Foto: pixabay | Verpackung: National Institute of Health, Maryland